Katharina Janz mit Foto von Mutter Hulda Dell, geb. Kopp
Hulda Kopp wurde 1930 als Angehörige der Wolhynien- Deutschen in der Ukraine geboren. Als fleißige Schülerin mit dem Traum, einmal Ärztin zu werden, holte sie als Jugendliche die Realität des Zweiten Weltkriegs jäh ein. In den ersten Tagen nach Kriegsausbruch wurde ihr Heimatdorf von der Wehrmacht besetzt und ihre Familie bekam Land zur Bewirtschaftung zugewiesen. Im September 1943 befand sich die deutsche Armee auf dem Rückzug und die Front rückte immer näher an das Dorf. Nun standen die deutschen Siedler vor einer Entscheidung: Sollten sie bleiben oder mit den deutschen Truppen nach Westen ziehen?
Exodus
Abbildung 2:
Ein mennonitischer Pferdewagen, der den Flüchtling-Treck während des Zweiten Weltkriegs in das Deutsche Reich begleitete.
Mennonite Library and Archives, Bethel College in North Newton Kansas, USA
Die nötigsten Habseligkeiten auf Pferdewagen geladen, erfolgte die Flucht nach Westen. Die Familie kam nach Krotoschin bei Breslau und wurde im Warthegau eingebürgert.
Mit fortschreitendem Vormarsch der Roten Armee musste die Familie weiter nach Westen, in die Nähe der Stadt Halle a. d. S., ziehen. Die 1945 dort eingerückten Sowjets ließen schließlich alle Menschen, die in der ehemaligen Sowjetunion geboren waren, registrieren und zurückschicken.
Das betraf auch Huldas Familie, die mit vielen anderen Menschen zusammen in Viehwaggons in das russische Gebiet Wologda verschleppt wurde.
Einfach im Schnee abgeladen, fanden sie dort nur zerfallene Baracken vor. Hulda litt schwer unter den menschenunwürdigen Lebensbedingungen. Viele Menschen verstarben bereits in den ersten Monaten, Kälte und Hunger kosteten Tausenden, vor allem Kindern, das Leben. Um zu überleben, floh Hulda zusammen mit ihrer Mutter und ihren Schwestern unter unmenschlichen, lebensgefährlichen Strapazen zur Familie nach Omsk in Sibirien. Die Mutter verstarb noch auf der Flucht. Hulda fand schließlich Arbeit in einer Kolchose.
Hulda Dell
1951 heiratete Hulda Jakob Dell und lebte zusammen mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern in Kopejsk bei Tscheljabinsk.
Der Ausreiseantrag in die BRD wurde 1975 abgelehnt.
Erst in den Jahren 1987 bis 1989 konnte die Familie im Rahmen einer Familienzusammenführung nach Deutschland ausreisen.
In Kassel fanden Hulda und ihre Familie eine neue Heimat. Hier verstarb sie 1997.
Abbildung 3:
Hulda Dell, geb. Kopp, auf dem Balkon ihrer Wohnung in Kassel (1994).