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Arbeitslager

Die Zeit von 1941 bis 1946.
Trudarmee
In der Sowjetunion wurden für die gesamte Dauer des Zweiten Weltkriegs ca. 182.000 deutschstämmige Bürger in Arbeitslagern (auch: Trudarmee) interniert.

Unter Zwang und unmenschlichen Bedingungen mussten sie dort schwere körperliche Arbeiten verrichten. Dazu zählten die Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen wie Erdöl oder Kohle, Tätigkeiten in der Rüstungsindustrie oder das Ausführen von Holz- und Waldarbeiten. Die Einberufung erfolgte durch die Militärkommissariate. Das Volkskommissariat des Inneren (NKWD) hatte die Kontrolle über die Lager, die sich nicht nur an vielen Orten des zentralasiatischen und sibirischen Gebietes der Sowjetunion, sondern auch in Zentralrussland befanden.

Die erste Einberufungsphase begann im September 1941, im Zuge derer arbeitsfähige Männer zwischen 16 und 60 Jahren aus frontnahen Gebieten in der Ukraine in die Arbeitslager Bogoslowlag, Iwdellag, Kimpersailag und Solikambumlag mobilisiert wurden.

  • Abbildung 1:

    Die dargestellte Baracke des Tscheljabmetallugstroj spiegelt nicht die realen Zustände wider, sondern wurde zu Propagandazwecken für die fotographische Aufnahme eingerichtet.

    Museum der Sekundarschule Nr. 74, Tscheljabinsk
  • Abbildung 2:

    Die Arbeitslager waren hauptsächlich in rohstoffreichen Gebieten angesiedelt. Die Stadt Norilsk mit dem Lager NorilLag ist bis heute für den Abbau von Nickel, Kupfer und Kobalt bekannt. Die lange Polarnacht und die ständige Kälte erschwerten die mühsame Zwangsarbeit zusätzlich.
Mobilisierung
In einer zweiten Phase, die von Februar bis März 1942 andauerte, kam es zur Mobilisierung von bereits in Sondersiedlungen deportierten und ortsansässigen Männern im Alter von 17 bis 50 Jahren. Aufgrund der schlechten Zustände in einigen Lagern lag die Sterberate bei ca. 20 Prozent.

In einer dritten Phase, zwischen Oktober 1942 bis Oktober 1943, wurden nun auch Frauen mobilisiert, da es aufgrund der vorherigen Einberufungen inzwischen an arbeitsfähigen Männern mangelte. Die Zahl belief sich auf ca. 30.000. Gleichzeitig kam es nun auch zur Einberufung von Menschen, die sich kaum für die schweren körperlichen Arbeiten eigneten, wie Minderjährige, Schwangere, Alte, Kranke und Invalide.
  • Abbildung 3:

    Auf dieser Fotografie sind heiter wirkende Frauen und Männer bei ihrem Aufenthalt in einem nahe dem Ural liegenden Arbeitslager im Jahr 1946 zu sehen. Mittels solcher propagandistischen Bilder sollte den Betrachtern vermittelt werden, dass die Arbeit im Lager ungefährlich und der Alltag erträglich war.

    Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V.

Die letzte Phase dauerte bis zur Auflösung der Arbeitslager 1946 an und erfasste insbesondere deutschstämmige Personen aus den ehemals von der Wehrmacht besetzten Gebieten und dem Deutschen Reich.

In den dauerhaft bewachten Lagern gestalteten sich die Lebensumstände grauenvoll. Die Arbeiter wohnten gemeinschaftlich in Baracken. Sie schliefen meist auf blanken Holzplatten, wobei nicht jedem eine eigene zustand, sodass man sich abwechseln musste. Zudem erhielten sie karge und nährstoffarme Kost, was oftmals Abmagerung und tödliche Krankheiten zur Folge hatte. Die Behörden sahen die daraus resultierende Arbeitsunfähigkeit als konterrevolutionäre Sabotage an. Die ohnehin schon wehrlosen Menschen wurden aufgrund dessen zu mehrjährigen Haftstrafen oder sogar zum Tode verurteilt.

  • Abbildung 4:

    Am Beispiel des Lagers Iwdellag sieht man, dass die Arbeitslager meist in riesiges Netz aus mehreren Standorten bildeten, die teilweise hunderte Kilometer voneinander entfernt waren.

    Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V.
  • Abbildung 5 und 6:

    Für jeden Zwangsmobilisierten wurde eine persönliche Akte angelegt, deren Inhalt in solchen Karteikarten zusammengefasst wurde. Die Karteikarte von Peter Rosenberg zeigt beispielsweise die katastrophalen Zustände im Tscheljabmetalugstroj.

    Peter wurde am 17. Februar 1942 ins Lager verschleppt und kam nur wenige Monate später, am 26. Juni 1942, ums Leben.
Produktionsbetriebe

Das Solikambumlag und Tscheljabmetallurgstroj waren beispielsweise zwei solcher Zwangsarbeitslager.

Das 1939 gegründete Solikambumlag befand sich in der russischen Stadt Solikamsk und war dem dortigen Zellstoff- und Papierarbeitssektor angegliedert. Im Januar 1942 entstanden innerhalb des Lagers Arbeitsabteilungen für die mobilisierten Deutschen. Zwischen 1942 und 1946 befanden sich dort über 33.000 Internierte. In den Tätigkeitsbereich der Zwangsarbeiter fielen der Bau und Betrieb von Zellstoff- und Papierfabriken sowie Arbeiten in rüstungsrelevanten Solikamsker Betrieben. Nach Kriegsende wurde das Lager aufgelöst.
  • Abbildung 7:

    Haupteingang des Tscheljabmetallurgstroj

    Museum der Sekundarschule Nr. 74, Tscheljabinsk

Die UdSSR erlitt wegen des Krieges hohe Verluste im Bereich der Metallproduktion; relevante Industriegebiete waren von der Wehrmacht erobert worden. Daher wurde 1942 Tscheljabmetallurgstroj, das größte Zwangsarbeitslager seiner Zeit, errichtet. Damit verbunden war das Ziel, ein mehrgliedriges Hüttenkombinat zu erbauen, das der Metallproduktion dienen sollte.

Die Arbeit führten vornehmlich zwangsmobilisierte Deutsche aus. Zeitzeugen zufolge war das Lager jedoch auf die Ankunft der vielen Menschen nicht vorbereitet. Dennoch wurden bereits 1942 – kurz nach Errichtung – ca. 30.000 Deutsche ins Lager gebracht. Als Folge mussten sie menschenunwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen dulden. Erst im Frühjahr 1946 begann schließlich die Auflösung der Arbeitsabteilung sowie die Überführung der Deutschen in die Stammbelegschaften der Betriebe.

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