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1924
  • Abbildung 1:

    Filip Pahl mit dem Foto seines Urgroßonkels Philipp Mohr

Philipp Mohr erblickte 1924 das Licht der Welt. Seine ersten Lebensjahre verbrachte er in der deutschen Kolonie Neu-Andrianowka im Dongebiet. Er hatte eine Schwester, die bereits im Kindesalter verstarb, sowie vier Halbgeschwister. Auf die Hilfe dieser war Philipp stets angewiesen, da er von Geburt an taubstumm war. Im Jahre 1931 zog die Familie nach Bokowo-Antrazyt, wo Philipps Mutter als Köchin und seine Halbbrüder im Kohlebergwerk arbeiteten. Philipp selbst konnte im neuen Zuhause fünf Klassen in einer Schule besuchen. Das einzige von ihm erhaltene Bild zeigt ihn bei einem seiner Krankenhausaufenthalte, von denen er aufgrund seiner Krankheit zahlreiche bewältigen musste.

1937 fiel der älteste Halbbruder Alexander Eichwald den stalinistischen Säuberungen zum Opfer. Zu diesem Zeitpunkt war der Familie von Philipp Mohr noch nicht bewusst, welches Ausmaß die Repressionen gegen die Deutschen in der Sowjetunion noch annehmen würde und welche Folgen dies für die Familie mit sich bringen sollte.

1941–1943
Mit dem Angriff Deutschlands auf die Sowjetunion im Juni 1941 wurde auch Philipp als Deutschstämmiger zum Feind im eigenen Land. Während die Brüder Peter und Konrad schon im September 1941 ins Arbeitslager Solikamstroj verschleppt wurden, kam Philipp gemeinsam mit seiner Mutter im Zuge der Deportation der Deutschen aus der Ukraine nach Kasachstan. Trotz seiner Krankheit wurde auch er mit Erreichen der Volljährigkeit im Januar 1942 ins Arbeitslager mobilisiert. Aufgrund seiner Taubstummheit durfte ihm nicht bewusst gewesen sein, dass sich seine Familie durch das zuhause gesprochene Plattdeutsch und den von der Mutter gelebten katholischen Glauben von ihrem Umfeld stark unterschied.

Bis zum Winter 1942 verrichtete Philipp die ihm befohlene Arbeit im Lager, wo er wohl für kurze Zeit mit seinen Brüdern noch einmal wiedervereint wurde. Diese gaben ihm Halt und unterstützten ihn bei der Arbeit. Mit der krankheitsbedingten Demobilisation seiner Brüder im Sommer und Herbst 1942 blieb er jedoch allein zurück.
Die Situation hätte für ihn nicht bedrückender sein können: von den Brüdern getrennt, hilflos auf sich allein gestellt, von niemandem verstanden, ausgehungert und kraftlos von der harten Arbeit.

Philipp wurde in dieser Zeit als Kurier eingesetzt. Laut Akte blieb er jedoch vermehrt der Arbeit fern oder verrichtete die aufgetragenen Tätigkeiten nicht. Dies wurde von der Lagerleitung als Arbeitsverweigerung und Sabotage angesehen, weshalb er wiederholt in mehrtägige Haft kam.

Aber es kam noch schlimmer: Der konterrevolutionären und antisowjetischen Sabotage angeklagt, folgte am 2. März 1943 seine endgültige Verhaftung, noch am gleichen Tag gestand er die gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Schon am 11. März 1943 wurde Philipp Mohr zu fünf Jahren Haft verurteilt. „Mangels Eigentums“ wurde zynischerweise auf eine Enteignung verzichtet. Nach der Verurteilung verschwand Philipp Mohr spurlos.

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