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Lidia Koch (1908-1986)

Lidia Koch (1908-1986)

Geschrieben von Erna Zielke aus Schwalmstadt am .

Ich, Erna Zielke, geb. Bastron möchte das Schicksal von meiner Großmutter mütterlicherseits, Lidia Koch, geb. Wilhelm erzählen. Sie wurde 1908 geboren. Vor dem Krieg wohnte die Familie an der Wolga in der Stadt Engels. Die Familie war sehr wohlhabend und hatte 3 Kinder: Frieda, meine Mutter Ella und Alexander.


Lidia Koch (1908-1986)
Lidia Koch (1908-1986)

Deportiert, repatriiert oder repressiert von:
Russland, Stadt Engels, Gebiet Saratov

Deportiert, repatriiert oder repressiert nach:
Kasachstan, Gebiet Akmolinsk

Am 3.Oktober wurde Opa Alexander von der Geheimpolizei NRWD verhaftet. Die Familie hatte ihn nie wieder gesehen. Er wurde kurz nach der Verhaftung in der Stadt Saratov erschossen.

Oma Lidia schlug sich alleine mit ihren drei Kindern durch. Tochter Frieda erkrankte schwer, sie überlebte, ihr Bein jedoch hatte sich nicht erholt und so hinkte sie ihr Leben lang.

Meine Mutter Ella musste, statt zur Schule zu gehen, fremde Kinder hüten. Mit dem Ausbruch des 2.Weltkrieges, wurde die Oma mit ihren drei Kindern, wie tausende andere Deutsche in Viehwagons verladen und nach Kasachstan deportiert. Mit der Oma fuhr auch ihre Schwiegermutter Elisabeth, geboren 1881, mit. Zur Zeit der Deportation war sie 60 Jahre alt. Sie waren mehrere Wochen unterwegs. Angekommen in Kasachstan, Gebiet Akmolinsk, wurden sie in Baracken untergebracht, die überhaupt nicht zum Wohnen geeignet waren. Kälte, Hunger und Not hatten den Menschen viel Leid gebracht. Vor allem kleine Kinder waren die ersten Opfer. Der kleine Alexander war krank geworden und musste ins Krankenhaus. Mit Verdacht auf eine ansteckende Krankheit, musste er auf einer Isolierstation bleiben. Unter diesem Vorwand wurden der Mutter Besuche untersagt.

Beim nächsten Erkunden nach dem Zustand ihres Sohnes kam eine Krankenschwester heraus und sagte: du kannst dein Faschistenkind abholen, es ist in der Nacht gestorben. Die Oma zog ihren Unterrock aus und wickelte ihr totes Kind hinein. Zu Hause hatten sie selbst das Grab für das Kind ausgehoben und es so gut es ging beerdigt.

Kaum hatte die Oma Zeit gehabt um über ihr totes Kind zu trauen, wurde sie schon in die Trudarmee geschickt. Ihre Schwiegermutter war mit zwei Kindern allein geblieben. Ella wurde von fremden Menschen aufgenommen und musste für sie hart arbeiten. 5 Jahre war Oma in der Trudarmee. Als sie zurückkam, wollte meine Mutter nicht mehr zurück zu ihr, weil sie sie nicht mehr erkannte.

Die Familie zog etwas später zu ihren Bekannten nach Borligul. Das Dorf gehörte zu Sowchose „Oktjabr“ und zum größere Dorf „Roshdestwenka“. Zuerst hausten sie in einer Erdhütte. Oma verdiente Geld als Putzfrau, heizte Öfen in der Schule und in Verwaltungsgebäuden. Sie starb 1986.

Meine Mutter heiratete später meinen Vater Alexander Bastron. Tante Frieda war allein geblieben, sie hatte nie geheiratet. Sie war eine sehr gute Näherin und mit ihrem Verdienst unterstützte sie die Familie. Sie starb 2007 in Lippstadt.




Erna Zielke

 

Erna Zielke, geb. Bastron




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