Maria Lenhardt *1924
Die 1924 geborene Maria Lenhardt wurde von der Krim nach Nowosibirsk deportiert. Der Transport in einem verdreckten Viehwaggon mit etwa 20 Familien, darunter vielen Kleinkindern, dauerte einen ganzen Monat. Durch fehlende Hygiene und Hungersnot wurden die meisten der Kindern krank. Es gab weder Waschmöglichkeiten noch Platz, wo sie ihre Notdurft verrichten könnten.
„Ich befand mich seit etwa 40 Tagen auf Schienen. Wir waren 20 Familien aus meinem Dorf. Darunter viele Kinder und Kleinkinder. Geschlafen wurde auf nacktem Boden. Viele zwei- und dreijährige Kinder überlebten die Strapazen des Transportes nicht und starben. Bei kurzen Pausen wurden sie, so gut es ging, begraben.
Maria Lenhardt berichtet weiter über die Zustände in den Arbeitslagern, die eher mit Konzentrationslagern verglichen werden konnten...
„Die Frauen mussten zu Fuß drei Kilometer vom Lager bis zu Arbeit gehen. Das Lager war mit einem hohen Holzzaun umzäumt, das zudem noch von vielen Wachhunden bewacht wurde...
...In dem nur von Frauen belegten Lager fuhr täglich der Wachdiest herum und fragte: „Wer lebt noch?“ - die Toten wurden auf die Fuhre geladen... . Es starben täglich fünf bis zehn Frauen und auch junge Mädchen, die den Anforderungen psychisch und physisch nicht mehr gewachsen waren.“
Bei diesen Worten bricht Maria Lenhardt in Tränen aus und ist nicht mehr in der Lage, weiter zu erzählen. Im Lager gab es nur etwa 700 g Brot mit dunkler, harter Mischung, eigentlich war das Brot nicht essbar. Trotzdem verschlangen alle hungrig diesen ungenießbaren Klumpen. Der Hunger trieb es hinein.
„Wir mussten für die Rote Armee Bomben an einer Drehbank bearbeiten. Das war eine sehr schwere Arbeit, da die einzelnen Teile von fünf bis fünfundvierzig Kilo wogen. Viele von den Arbeiterinnen konnten abends gar nicht mehr zurück ins Lager gehen...
...Sie versteckten sich am Arbeitsplatz, weil sie nicht mehr laufen konnten. Denn zur Arbeitserschöpfung kam noch ein Gang von 3 Kilometern von der Arbeit bis zum Lager hinzu, sodass die Trudarmistinnen 14 bis 16 Stunden pro Tag aushalten mussten.“
Dieses Video ist von unserem Partner VIRA e.V. im Rahmen ihrer Veröffentlichung "1941-1956 Schicksalsjahre der Deutschen in der Sowjetunion - Zeitzeugen/Trudarmisten melden sich zu Wort" produziert worden.
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